typographische
zitate
Typo­grafie dient der Kommu­ni­kation im Dienst einer Aufgabe.
Jan Tschichold

Typographische
Gesellschaft
München e. V.

Elsenheimerstraße 48
80687 München

info@tgm-online.de
089.7 14 73 33

Event

Wippermann und der Trend

Rudolf Paulus Gorbach
24. November 2012
Mit einer Ligatur verglich sich Peter Wippermann zwischen Typo­grafie und Trend­for­schung. So begann der erste Vortrag der tgm zum Thema »Umbruch mit Zukunft« in einem gut besuchten Raum in der TU. Die tgm koope­rierte diesmal mit dem Lehrstuhl Industrie-Design der TU.

Wippermanns Vortrag basiert auf seinem Werte-Index, den man im Jahres­programm 2012/2013 der tgm auf den Seiten 14 und 15 findet. Wippermann sprach sich für Vertrauen als wich­tigste Grundlage einer guten Tätigkeit aus. Bei der Betrachtung des Werte­wandels zwischen 1945 und 2000 kam der Referent schnell auf den heutigen Umgang mit Typo­grafie zu sprechen: Was passiert momentan und wo? Welche Eigen­heiten bestimmen das Leben? Der Tages­ablauf ist in der Regel nicht mehr so struk­turiert. Viele tradi­ti­onelle Berufe gibt es heute nicht mehr und unsere Nach­wuchs­kräfte gehen in zukünftige Berufe, die es heute noch nicht gibt.

Peter Wippermann

Große Konzerne verschwinden bisweilen, und eine indi­vi­duelle selb­ständige Arbeit ist oft die Folge. Dabei wird Freizeit durch ständige Verfüg­barkeit reduziert. Doch die zur Verfügung stehende Zeit gilt als wichtiges Problem. Und es wäre wichtig, bei einem Frei­heits­gefühl die Freiheit zu statt der Freiheit von etwas zu haben. Freiheit als über­legtes Handeln.

Die private Radi­kalität der Inter­n­et­nutzung, die sich natürlich besonders bei der sehr jungen Gene­ration zeigt, sieht die Infor­ma­ti­ons­ver­a­r­beitung als völlig neue Möglichkeit. Fünf­zehn­jährige sind heute zu 97% im Internet anzu­treffen und entsprechend werden neue Möglich­keiten im Netz breit genutzt. Die Nutzung von Büchern und Facebook halbiert sich mit dem Alter von 34 Jahren.

Die Werte der Bezie­hungen zwischen Macht, Menschen und Geld werden immer noch dichter. Am Beispiel des alten und neuen eBay-Logos erkennt man beispielsweise, dass eine Verein­fachung der Strukturen erfolgt ist. Die Verbindung zwischen Unter­haltungs-, Geschäftswelt und Geld im schon länger anhal­tenden Struk­tur­wandel macht einen Werte­wandel nötig.

Einfachheit ging in der Werteskala zurück, weil vieles nicht mehr so einfach möglich ist, was dem schon lange anset­zenden Struk­tur­wandel folgt. Ein Retro-Design sieht Wippermann als inter­essante Möglichkeit, die Hand­werkskunst eine neue Tendenz zu geben. Doch auch recht unge­wöhnliche Ereignisse erscheinen, die viel­leicht einge­ordnet werden wollen. Leere Schle­cker­regale werden als Kunst angeboten.

Die indi­vi­duellen Turn­schuhe von Nike mit dem Direkt­kontakt zum Nike-Server. Das Fuel Band überträgt alle Daten auf den Nike-Server. Der Fami­li­en­begriff als Patchwork, aber die Hälfte der Berliner Haushalte sind Singles. Zeitungen bemühen sich aus gegebenem Anlass (siehe auch Zeit Nr.48/2012) um eine neue Typo­grafie auf Lese­geräten. Die immer noch geheim gehaltenen indi­vi­duellen Einkünfte werden plötzlich diskutiert. Mode und Fitnesscenter spielen eine große Rolle, aber Fehltage am Arbeitsplatz aus psycho­lo­gischen Gründen haben stark zuge­nommen. Wie entgeht man den allgemein erwünschten Opti­mie­rungs­fallen?

In Freiheit lebt, wer hand­lungsfähig bleibt, meint Wippermann am Schluss und erwähnt auch noch, dass Schrift eine neue Bedeutung bekommen könnte. Wie wirkt sich das alles aus, was können Gestalter dafür/dagegen tun?

Weitere Blogbeiträge, die Sie interessieren könnten

Event

Trieb­federn des Handelns

Rudolf Paulus Gorbach
Astrid Baldauf

Vor dem Ackerbau ging es den Menschen am Besten, sagt Julian Nida-Rümelin zu Beginn seines Vortrags. Es gab keine Aufwärts­ent­wicklung, was durch die Indus­tri­a­li­sierung bestätigt wurde. Der tech­nische Fort­s­chritt führe zum Kapi­ta­lismus und zur Wett­be­werbs­ge­sell­schaft. Der rein ökono­mische Opti­mie­rungs­gedanke führe nicht per se zu besseren Lebens­be­din­gungen. Das Paradigma der Rati­o­nalität und der Verbes­serung der Ergebnisse hat seine Grenzen. Wir müssen also kommu­ni­zieren, um erfolgreich zu sein.

Julian Nida-Rümelin
Event

Im Wind­schatten

Rudolf Paulus Gorbach

Friedrich Forssman ging in seinem Vortrag auf das für diesen Vortrag ausge­wählte Prinzip für gute Gestaltung von Dieter Rams ein: »Gutes Design ist so wenig Design wie möglich«. Er bewegte sich dann durch Theorien, was für manche Besucher etwas enttäu­schend war, da man mit Forssman einen sehr konkreten und prak­tischen Typo­grafen erwartete.

Friedrich Forssman
Event

»Ich liebe Dieter Rams. Er mich nicht.«

Martina Kopp

Das Geständnis einer uner­wi­derten Liebe stand am Anfang des Vortrags von Jochen Rädeker, der am 14. Februar 2012 im Gasteig in München stattfand. Die Gründer der Stutt­garter Desi­g­nagentur Strichpunkt, Kirsten Dietz und Jochen Rädeker, haben für ihr Buch »Good Design is a Tough Job« zwanzig Statements mit Schwerpunkt Kommu­ni­ka­ti­ons­design entwickelt, zunächst ohne im Vordergrund stehendem Bezug zu Rams zehn Thesen für gutes Produkt­design.

Jochen Rädeker